Moses Hein und Jette David nahmen den Familiennamen Davidsohn erst später an. Sohn David Moses wurde 1780 in Scharmbeck geboren. Er starb 1852 in Scharmbeck. Jette und Moses hatten fünf Kinder, die alle den Namen Davidsohn trugen. Miriam, Ehe mit Jacob Nachmann, David Moses Ehe mit Röschen Cohn, Johanne Ehe mit Meyer Aronsohn, Friederike Ehe mit Michael Goldberger, Frommedt Ehe mit Salomon Meyer.
Das Textilgeschäft der Firma J.D. Davidsohn vermutlich nach Jette David benannt, bestand seit 1772 in der Obernstraße. 4 Jahre nach der Gründung der Jüdischen Gemeinde in Osterholz und Scharmbeck am 01.Dezember 1768. Das Kaufhaus war eines von 6 jüdischen Firmen in Scharmbeck. Sohn Moses David Davidsohn, der 1805 in Scharmbeck geboren wurde stellte 1823 beim Amt Osterholz einen Antrag auf Gewährung „Landesherrlichen Schutzes“ für eine Tätigkeit als Kaufmann in Osterholz. Moses David Davidsohn wurde Bezirksvorsteher der jüdischen Gemeinde. Sein Bruder Isaak David Davidsohn blieb in Scharmbeck und führte die elterliche Firma weiter die 1878 in den Neubau in der Poststraße 4 zog.
Seine Söhne Eduard und Sally Davidsohn übernahmen das Geschäft 1892. Nach Eduards Tod im Jahr 1917 führten Eduards Sohn Ernst Davidsohn das Geschäft mit seinem Onkel Sally weiter. Ernst bewohnte mit seiner Mutter Ottilie, geb. Leeser die obere Etage des Geschäftshauses. Das Geschäft musste Ernst Davidsohn kurz vor der Pogromnacht am 04.November 1938 verkaufen.
In der Pogromnacht am 09.November drangen SA-Leute in das Haus der Davidsohns ein. Sie trieben Ernst Davidsohn auf die Straße, zerschlugen alle Fenster und zertrümmerten den Davidstern im Dachfenster und misshandelten Ernst schwer.
Auch Sallys Familie Toni Davidsohn und die Kinder John und Ilse wurden aus ihrem Haus in der Bahnhofsstraße getrieben. Ernst und sein Cousin John wurden wie andere Osterholzer Juden vorübergehend in Schutzhaft genommen.
Seit 1933 wurde, von den Nationalsozialisten organisiert, vor den jüdischen Geschäften, uniformierten Wachen aufgestellt, um Kunden beim Betreten der Geschäfte zu hindern. John Davidsohn entfernte am 27.November 1934 einige der Flugblätter, die zum Boykott Jüdischer Geschäfte aufriefen. Er wurde zusammengeschlagen, in Schutzhaft genommen und nach Berlin gebracht. John wurde auf Intervention eines eingeschaltenen Rechtsanwaltes am 15.Dezember wieder freigelassen.
Die Boykottmaßnahmen gegen jüdischer Geschäfte führte 1938 zur Geschäftsaufgabe der Firma J.D. Davidsohn. Das Bekleidungshaus wurde von Heinrich von Seggern übernommen. Ilse musste mit ihrer Mutter Toni und ihrem Cousin Ernst in das zuvor von John bewohnte Haus in der Bahnhofstraße 84 ziehen. 1939 mussten die Davidsohns dort die Familie ihres ehemaligen Konkurrenten Alfred Cohen als Mieter aufnehmen, die auf Grund des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939 von der Stadtverwaltung unfreiwillig zum Umzug genötigt wurden.
Am 11, Januar 1941 wurde Toni Davidsohn zum Verkauf ihres Hauses in der Poststraße gezwungen, bevor sie mit Tochter Ilse und Neffe Ernst Davidsohn am 17.09.1940 in ein Bremer Judenhaus in der Wiesbadener Straße umziehen mussten. Das Haus in der Bahnhofsstraße verkaufte Toni an die Familie Finke.
Ernst Davidsohn wurden am 18.November 1941 mit Toni, der Frau seines verstorbenen Onkels Sally und deren Tochter Ilse von Bremen Hauptbahnhof über Hamburg in das Ghetto Minsk/Weißrussland deportiert. Mit ihnen waren ihre Osterholz-Scharmbecker Nachbarn Henny Cohen, Clara Cohen, Hanni Meyer, Irma Betty und Iwan Heidemann, Cläre Ruth Selma und Hugo Meyer-Rosenhoff. Keiner von ihnen überlebte.
Sie wurden vermutlich am 28.07.1942 ermordet. Empfänger und Ausführender des Befehls von Heydrich im März 1942, nun auch die in Minsk gefangenen Juden zu töten, war Eduard Strauch, Kommandeur der Sicherheitspolizei des SD in Weißruthenien. John Davidsohn, Sally und Tonis Sohn konnte 1939 in die USA flüchten. Er heiratete Elsa Eichwald. Im September 1985 starb er im Staat New York.
Autorin: Brigitte Stürmer
Veröffentlicht am 6. September 2019
Diese Seite wurde zuletzt am 10. Juli 2021 geändert