Dr. med. Richard Cohen wurde im Jahr 1872 als Sohn des Manufakturwarenhändlers Meyer Cohen in Osterholz geboren. Es besuchte die jüdische Elementarschule in der Bahnhofstraße und eine höhere Schule in Bremen. Danach studierte er Medizin in Berlin und übernahm im Jahre 1899 eine Praxis in der späteren Marktstraße 5 in Scharmbeck. Seine Wohnung und die Praxis befanden sich in der ersten Etage.

Dr. Richard Cohen war ein sehr beliebter, verständnisvoller Arzt, der bei Hausbesuchen nicht nur Patienten aus Osterholz-Scharmbeck, sondern mit dem Fahrrad, auch seine Patienten in Hülseberg, Ohlenstedt, Freissenbüttel, Garlstedt und Heilshorn aufsuchte.

In den schweren Zeiten der Inflation und der Weltwirtschaftskrise unterstütze er Familien, indem er sie oftmals kostenlos behandelte und die Medikamente zahlte.

Auch Kinder aus ärmlichen Verhältnissen beschenkte er z.B. zum Weihnachtsfest mit Süßigkeiten und Gebäck. Er war für seine soziale Einstellung sehr geschätzt.

Als Kriegsfreiwilliger des ersten Weltkrieges wurde er am 8. August 1918 mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Er war vaterländisch gesinnt und wurde zum Bürgervorsteher gewählt.

Nach der Machtübernahme der Nazis im Jahre 1933, änderte sich das Leben von Dr. Richard Cohen und seiner Frau Frieda dramatisch. Nach Boykottaufrufen wurde die Ausübung der ärztlichen Praxis allmählich unmöglich. Nur wenige Patienten trauten sich, ihrem bis dahin geschätzten Arzt, aufzusuchen. Nur die Familie Arnholt aus Osterholz hielt ihm die die Treue.

Am 8. April 1938 starb Dr. Richard Cohen an den Folgen eines Suizidversuches ausgelöst durch die Verdrängung aus seinem Arztberuf, verarmt und am Ende seiner seelischen Kräfte. Es war kein friedlicher Alterstod, sondern der erste Tod eines Juden aus Osterholz-Scharmbeck, ausgelöst durch die Verfolgung der Nazis.