Hermann Koch – Lehrer und NSDAP-Ortsgruppenleiter in Platjenwerbe

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Hermann Koch

Hermann Koch: geb. 25.6.1896 in Enste Landkreis Verden

Zwischen 1916-1918 als Soldat im 1.Weltkrieg.

1919-1929 Lehrer in Hinnebeck

1929 bis 14.5.1945 Lehrer in Platjenwerbe.

ab 1949: Lehrertätigkeit in Schwanewede

1986 in Holthorst verstorben

Im Juni 1933 tritt Koch in die SA-Reserve ein und wird 1937 NSDAP-Mitglied. Ab 1939 ist Koch Ortsgruppenleiter für Platjenwerbe, Ihlpohl und Stendorf.   (1) Schon vor seinem Eintritt in die NSDAP warb Hermann Koch in Platjenwerbe für nationalsozialistische Grundgedanken. So hieß es in einem Bericht über einen Dorfgemeinschaftsabend im Jahr 1934:

„Wenn sich Vereine und Organisationen Platjenwerbes zum gemeinsamen Begehen fröhlicher Abende entschlossen, so nicht aus irgendwelchen Konjunkturgründen, sondern aus der ehrlichen Absicht heraus, den Gemeinschaftsgedanken, zu dem wir uns heute alle bekennen, auch auf diesem Gebiete in die Tat umzusetzen. Das wussten Lehrer Koch und der Vertreter des Kreisleiters Löffler, SA-Scharführer Hallfeldt, in ihren Ansprachen besonders hervorzuheben.“ (2)

Der nationalsozialistische Gemeinschaftsgedanke beruhte auf dem Konzept der Volksgemeinschaft. So war der Begriff der Gemeinschaft kein positiver, sondern ein ausgrenzender Begriff. So bestand der Begriff der Volksgemeinschaft aus zwei Elementen. Zum einen aus dem Element der Rasse. Grundvoraussetzung, um Mitglied der Volksgemeinschaft zu sein, war die Zugehörigkeit zur arischen Rasse. Präzise definiert wurde der Begriff der arischen Rasse durch die Nationalsozialisten nicht, er diente aber der Ausgrenzung, z.B. der jüdischen Bevölkerung oder der Sinti und Roma.

Zum anderen aus dem Element der weltanschaulichen Volksgemeinschaft, die ein bejahen der nationalsozialistischen Ideologie verlangte, einschließlich eines uneingeschränkten Bekenntnisses zum Führer. Menschen, die dieser Idee nicht folgten mussten, umerzogen werden und gehörten, falls das nicht fruchtete, nicht zur Volksgemeinschaft. (3)

Vor dem Hintergrund dieser nationalsozialistischen Volksgmeinschaftsidee wurden 1938 in Platjenwerbe Leopold Sinasohn ermordet und die Platjenwerber Bürgerin Ella Banehr In die sogenannte Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee transportiert und dort 1944 umgebracht. (4)

Noch 1967 war  Koch ein Verfechter der Idee des nationalen Sozialismus und stellte fest, dass die ausländische Propaganda ihn und andere als Verbrecher hingestellt hätten, obwohl sie nur versucht hätten, den nationalen Sozialismus durch die Arbeit für unsere Menschen zu verwirklichen. (5)

Aus der Entnazifizierungsakte geht hervor, dass Koch am 15.5.1945 auf Grund seiner Funktion als Ortsgruppenleiter festgenommen wurde. Zwischen Mai 1945 bis März 1948 war er in verschiedenen Internierungslagern inhaftiert, in Bremen, Westertimke, Fallingbostel, Butzbach bei Hanau, Darmstadt und in Sandbostel. In einem ersten Entnazifizierungsbescheid wird Koch in die Gruppe 3 eingestuft.  In dem Spruchkammerverfahren, das 1947 stattfand, wurde ihm assistiert, dass er seine positive Einstellung gegenüber dem NS-Regime noch nicht geändert hätte und deshalb nicht als Lehrer arbeiten dürfte. Im Nov.1948 wird Koch dann als entlastet eingestuft und festgestellt, dass er sich menschlich benommen hätte, er sich von der Ideologie des Nazismus abgewandt hätte und eine Tätigkeit als Aktivist nicht nachweisbar wäre.  (6) Koch arbeitete ab 1949 in einer Schule in Schwanewede. 1986 verstarb er in Holthorst.

(1): Niedersächsisches Landesarchiv Stade Rep 275 II Nr.14315

(2): Im Spiegel der Erinnerungen und Aufzeichnung von Hermann Koch 21.11.1980

(Veröffentlicht auf der Webseite von Gen Wiki: „Platjenwerbe Dorfgemeinschaftsabend“)

(3): vgl. u.a.: Jörg Echternkamp, Das Dritte Reich – Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg, Berlin 2018

(4)  vgl.: Stolpersteine in Bremen/Region Nord: hrgs.v. Landeszentrale für politische Bildung, Bremen 2013, S.135-136 und Magdalene Heuvelmann, Das Irseer Totenbuch – Chronisches Toten-Register der Heil- und Pflegeanstalt Irsee 1849-1950

(5): Kriegsende 1945 Vegesack und umzu:  hrgs.v. Museum Schloß Schönebeck, S.96 Vegesack 1994

(6) Niedersächsisches Landesarchiv Stade Rep 275 II Nr.14315

Autor: Manfred Bannow

 

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