Im Verlauf des 2.Weltkrieges mussten Zwangsarbeiter/innen verschiedener Nationalitäten bei der Firma Melchior & Theile in der Logerstr.11 arbeiten. Der Großteil von ihnen waren Frauen, die aus der UDSSR und Polen nach Deutschland deportiert wurden. Im Juli 2000 schreibt die in der Ukraine, im Dorf Narajiwka, lebende Maria Platchotnjuk, geboren am 14.8.1919, das Staatsarchiv Bremen an. Sie schreibt, dass sie am 4.6.1942 zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt worden wäre. Sie hätte zuerst für ein Jahr in einer Fischfabrik in Wesermünde arbeiten müssen. Ab 1943 wäre sie an eine Molkerei in Osterholz-Scharmbeck überstellt worden. Mit dem Schreiben war die Bitte verbunden, die Zeit ihrer Zwangsarbeit zu bestätigen. Das Bremer Staatsarchiv leitete das Schreiben an die Stadt Osterholz-Scharmbeck weiter. Im August 2000 teilt das Hauptamt der Stadt Osterholz-Scharmbeck mit, es gehe aus Unterlagen der Firma Melchior & Theile aus dem Jahr 1946 hervor, dass sie als Zwangsarbeiterin bei der Firma Melchior & Theile hätte arbeiten müssen. Die Unterlagen würden in einem Stahlschrank/Archiv/Zwangsarbeiter Nr.13 „Stammrollen – Auszüge+Beschäftigungsnachweise ausländischer Arbeitskräfte während des Krieges“ vorhanden sein (Anm. des Verf.: in der Stadt Osterholz-Scharmbeck sind die genannten Unterlagen aktuell nicht auffindbar). Außerdem erhält Frau Platchotnjuk die Auskunft, dass aus den vorliegenden Unterlagen der genaue Zeitraum ihrer Zwangsarbeit in Osterholz-Scharmbeck nicht feststellbar wäre. Dazu hätte man eine Anfrage an das Kreisarchiv des Landkreises Osterholz gestellt. (1) Unterlagen der Ortskrankenkasse Wesermünde lassen die Vermutung zu, dass Maria Platchotnjuk zwischen 1942 und 1943 bei den Klippfischwerken Wesermünde arbeiten musste. Zusammen mit Marija Baluch, Katharina Punko und weiteren Zwangsarbeiterinnen, die in Listen der Ortskrankenkasse namentlich genannt werden, wurde Maria Platchotnjuk 1943 an die Molkerei Melchior & Theile überstellt. Im Mai 1945 wurden die bei Melchior & Theile eingesetzten Zwangsarbeiter/innen befreit. (2)
Verf.: Manfred Bannow
Anm.: Das abgebildete Stoffabzeichen „Ost“ mussten Zwangsarbeiter/innen aus Polen und der UdSSR an ihrer Kleidung anbringen.
Veröffentlicht am 6. Januar 2023
Diese Seite wurde zuletzt am 10. Januar 2023 geändert