Paul Sinasohn, geb. 8.Mai 1912 in Bremen, wuchs als Sohn von Leopold Sinasohn in Platjenwerbe auf. Er besuchte die Volksschule am Ort. Nach Beendigung der achtjährigen Schulzeit arbeitete er als Schlosserlehrling bei den Bremer Franke-Werken. Ab dem 1.5.1930 erhielt er eine Anstellung als Schlosser bei den Siemens-Schuckertwerken. Der Versuch, sich im April 1933 als Berufssoldat für 12 Jahre zu verpflichten, wurde aus rassischen Gründen abgelehnt, da sein Vater Leopold Sinasohn Jude war. Aus demselben Grund erhielten Paul Sinasohn und seine Verlobte 1937 keine Heiratserlaubnis. In der Reichspogromnacht am 9.11.1938 erschossen SA-Angehörige seinen Vater Leopold Sinasohn. Einen Tag später verhaftete die Gestapo Paul Sinasohn. Paul Sinasohn hätte den SA-Führer Köster, der die Ermordung seines Vaters organisiert hatte, bedroht. Vom 10.11.1938 bis zum 1.9.1939 war Paul Sinasohn in Bremen inhaftiert und wurde nach eigenen Angaben von Bruno Nette misshandelt. Bruno Nette war als Kriminalbeamter und als Judenreferent der Bremer Gestapo für die Verhaftung und die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Bremen und dem Regierungsbezirk Stade maßgeblich verantwortlich.
Nach der Haftentlassung arbeitete Paul Sinasohn u.a. wieder bei den Siemens-Schuckertwerken. Im Rahmen der von Himmler angeordneten „Sonderaktion J“ im Oktober 1944, die die Verhaftung von jüdischen „Mischlingen ersten Grades“ und „jüdisch Versippten“ vorsah, wurde Paul Sinasohn am 9.10.1944 erneut verhaftet und kam ins Arbeitserziehungslager Bremen-Farge, von dort ins Arbeitserziehungslager Lenne im Kreis Holzminden. Am 28.4.1945 befreiten englische Soldaten das Lager und Paul Sinasohn kehrte nach Bremen zurück.
Quelle: STAB Bremen, Paul Sinasohn 4.54. E 4159
Rolf Rübsam, „Sie lebten unter uns“, Bremen 1988
Veröffentlicht am 26. Februar 2024
Diese Seite wurde zuletzt am 16. Mai 2024 geändert