Ursula Grützmacher/Lilienthal/Euthanasieopfer

 

Ursula Grützmacher wurde am 20. Dezember 1939 in Bremen geboren. Ihre Eltern Heinrich August Franz Grützmacher und Helene Louise Grützmacher, geb. Geffert, heirateten im April 1934 in Bremen. Heinrich Grützmacher war Bäcker und Schiffskoch. Louise Grützmacher gab als Beruf Packerin an.  1935 kam ihr Sohn Heinz Grützmacher zur Welt.

Bis Ende 1943 war das Gesundheitsamt Bremen für Ursula Grützmacher zuständig. In einem Schreiben des Hauptgesundheitsamtes der Hansestadt Bremen Beratungsstelle für Körperbehinderte vom 8.12.1943 heißt es:

„An die Landes-Heil und Pflegeanstalt Lüneburg – Es wird um Freihaltung des Heimplatzes für das Kind Ursula Grützmacher gebeten, den das Gesundheitsamt Bremen am 8.11.1943 zugesagt hat. Dieser Aufsichtsfall wurde zuständigkeitshalber dem Gesundheitsamt Osterholz-Scharmbeck überwiesen. Die Einweisung wird von dort erfolgen.“

In die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg wird Ursula Grützmacher, die mit ihrer Mutter   in Lilienthal im Konventshof 88 (heute Nr.12) lebte, am 13.1.1944 aufgenommen.  Anfang Februar 1944 wendet sich Frau Grützmacher an die Heilanstalt in Lüneburg und bittet um Auskunft:

„Sehr geehrter Herr Baumert! Da es mir leider nicht möglich war, Sie persönlich noch telefonisch zu erreichen, möchte ich Sie hiermit herzlichst bitten, mir Auskunft über das Befinden meiner kleinen Tochter Ursula Grützmacher zu geben, ob sich ihre Krankheit zum Besseren gewendet hat und was ihr fehlt. Ich bitte sehr darum.“Einige Tage später, am 9.2.1944 erhält Louise Grützmacher die Antwort, dass das Fieber zurückgegangen wäre, dass es aber zweifelhaft wäre, ob die Tochter wieder gesund werden würde. Am 19. April 1944, 13 Wochen nach ihrer Aufnahme in die Heilanstalt, kommt Ursula Grützmacher im Alter von 4 Jahren um.

Gut ein Jahr später, im Juli 1945 stirbt ihre Mutter in einem Krankenhaus in Bremen. Der Bruder von Ursula Grützmacher lebte bis Ende 1950 in Bremen und zog von dort aus nach Hamburg. Über den Vater Heinrich Grützmacher, der zum Zeitpunkt des Todes seiner Tochter auf dem Schulschiff Deutschland als Schiffskoch arbeitete, ist nichts weiter bekannt.

Aus Anlass des achtzigsten Todestages von Ursula Grützmacher haben Schüler/innen des Gymnasiums Lilienthal im Konventshof einen Stolperstein verlegt, mit dem an das Schicksal von Ursula Grützmacher erinnert wird.

 

Quellen:  Nieders. Landesarchiv Abt.Hann.155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr.71

Staatsarchiv Bremen: STAB 4,60/5-7087 und ebd. 5-8045

  • Baumert war SS-Arzt und u.a. Leiter der sogenannten Kinderfachabteilung in Lüneburg.

 

Veröffentlicht am

Kommentieren Sie den Beitrag

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Zeitauswahl
  • 1933
  • 35
  • 37
  • 39
  • 41
  • 43
  • 1945
Themen
  • Arbeitslager
  • Ereignis
  • Jugend
  • Nazi-Organisation
  • Person
  • Verfolgung
  • Widerstand
  • Alle Kategorien aktivieren
Springe nach