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Die 1922 geborene, einzige Tochter Christian Evers, Maria Margarete, war seit Januar 1940 DRK-Schwester. Während ihrer Ausbildung in Kiel und Travemünde lernte Sie den Kinderarzt Wolfgang Voss aus Hamburg kennen und heiratete ihn im April 1944. Margarete hatte in Kiel in einem Marinelazarett gearbeitet und war seit September 1941 in Warschau eingesetzt. Im März 1942 schloss sie einen dreimonatigen Schwesternkurs in Bremen mit dem Staatsexamen ab. Ihre Einsatzgebiete verlagerten sich immer weiter nach Osten bis an die Ostfront nach Charkow in der Ukraine. Im Winter 1944/45 war Margarete im Reservelazarett in Travemünde. Ihr Mann Wolfgang schickte ihr aus Insterburg/Ostpreussen liebevolle Briefe, die sehr anschaulich die herrliche Landschaft, aber auch gleichzeitig die bedrohliche, sich nähernde Kulisse der Kriegsfront beschreiben und ungeduldiges Warten auf den nächsten Einsatzbefehl ausdrücken, zur Untätigkeit verdammt und ohne Nachrichten über das Kriegsgeschehen.
Ein Treffen der beiden Jungvermählten war in Warschau geplant. Einen letzten Brief bekam Margarete im März 1945 aus der Nähe von Insterburg. Ein ganzes Jahr dauerte die Ungewissheit, bis die traurige Nachricht kam, dass ihr Mann, Wolfgang Voss, kurz vor Kriegsende gefallen sei. Der Verlust hat Margarete tief getroffen. Wie unzählige Schwestern und Ärzte konnte auch sie die Eindrücke der Kriegsfront nicht verarbeiten. Sie litt ihr ganzes Leben unter Waschzwang, trug weiße, lange Handschuhe, die die tiefen, unverheilten Wunden des Krieges schützen sollten.
Autor: Irmgard Lippert
Quelle: Ulrike Hartung: „Ritterhude – New York – Ritterhude, Gemeindevorsteher Christian Evers und die Geschwister Ries“, Edition Temmen, 1. Auflage 2008